Station: „Hauberg“
Diese Seite soll in groben Zügen auf die Bedeutung des Niederwaldes für die wirtschaftliche Entwicklung und die Menschen in unserer Region aufmerksam machen. Dabei ist insbesondere die Bedeutung der Eisenverhüttung hervorzuheben. Aber auch für Mensch und Tier war die Haubergswirtschaft von existenzieller Bedeutung. In einer Art Freilichtmuseum zeigt der Verein „Historischer Hauberg Fellinghausen“ anschaulich die ursprüngliche Haubergswirtschaft und führt die Haubergstradition auf kleiner Fläche fort. Näheres im Internet: www.fhhf.de
Die Geschichte des Niederwaldes in unserer Region ist so alt wie seine Siedlungsgeschichte. Sieht man von den unbedeutenden Spuren steinzeitlicher, menschlicher Aktivitäten oder herumziehender, nicht sesshafter Jäger ab, so hat die erste bedeutsame Besiedlung um etwa 500 vor Christus begonnen. Keltische Siedler bewegten sich von Süden her in unser Gebiet, offenbar auf der Suche nach dem neuen Metall, dem Eisen oder Eisenerz. Die daraus gewonnenen Werkzeuge und Waffen bedeuteten Macht und ermöglichten Tausch- und Kaufkraft. Die Verarbeitung des Metalls erforderten Unmengen an Holz, die der nachwachsende Waldbestand nicht hergab. Dies führte zu einer Abwanderung der Bevölkerung, so dass unsere Region vom 2. bis 9. Jahrhundert nur noch sehr dünn besiedelt war.
Eine erneute Besiedlung erfolgte erst zur Zeit der Frankenkönige. Die Entwicklung der Verhüttungstechnik über Rennfeuer und Ausnutzung der Wasserkraft bis hin zu den ersten Hochöfen ermöglichten eine gezielte Herstellung von Stahl- und Schmiedeeisen von hoher Qualität, die über die Grenzen hinaus bekannt war. Der große Bedarf an Eisen für die Kriegshandlungen im frühen Mittelalter und die höhere Ergiebigkeit der neuen Schmelzofenorganisation mit wassergetriebenen Gebläsen haben sicherlich zu einer enormen Expansion der Eisenverhüttung und Bevölkerung im 13.bis 15. Jahrhundert geführt, so dass erneut die Landschaft großflächig entwaldet wurde.
Dies führte in den folgenden Jahrhunderten zu einer erzwungenen Schonung und Harmonisierung der Ressourcen Holz und Wasserkraft mit einer Beschränkung der Hüttentätigkeit auf bestimmte Perioden des Jahres. Immer interessanter wurden die bearbeiteten Wald- und Freiflächen für die Landwirtschaft durch Waldfeldbau und Viehweide. Die Viehzucht war die wichtigste Eiweiß und Fettbasis der menschlichen Ernährung sowie Lieferant von Leder für die Anfertigung von Schuhzeug, Blasebälgen, Schutzkleidung für die Hüttenleute usw. Zudem wurde die Rinde junger Eichen als Gerbmittel für die Viehhäute benötigt. Diese vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten machten eine Ordnung notwendig, in der die Nutzung des Waldes und deren Regeneration geregelt war. Im Siegerland wurde 1718 die sogenannte „güldene Jahnordnung“ (güldene = vermutete Ableitung von segensreich oder aber auch von Währungs- oder Anteilseinheit „Gulden“) ins Leben gerufen, in der ein regelmäßiger Holzschlag geregelt werden sollte. Die späteren Haubergsordnungen von 1834 und 1879 bauen auf dieser Forstordnung auf.
Mit dem Bau der Eisenbahn und dem damit verbundenen Transport von Steinkohle und Koks aus dem Ruhrgebiet sowie dem Preisverfall der Holzkohle verlor die Nutzung des Niederwaldes für die Erzgewinnung an Bedeutung. Ebenfalls als Folge des Bahnbaues kam alsbald ausländische Gerbrinde und später dann syntetisches Gerbmittel zu günstigeren Preisen auf den Markt, so dass auch dieser Eckpfeiler der Haubergswirtschaft verlorenging. Damit war die Haubergswirtschaft ihrer wichtigsten Einkünfte beraubt. Entsprechend setzten Bestrebungen zur Umwandlung des Niederwaldes in Hochwald, zur Ablösung der Waldweide durch Anlage von Weidekämpen und eine Reduzierung der landwirtschaftlichen Zwischennutzung ein.
Eine gelegentliche Wiederbelebung er alten Haubergsnutzung bewirkten die Versorgungsengpässe nach dem zweiten Weltkrieg und der Jahre danach. Heizöl als günstige Energiequelle veranlasste viele Haushalte, die alten Holzöfen abzuschaffen. Inzwischen hatte die Fichte als ökonomisches Nutzholz den Niederwald verdrängt. Der Sturm Kyrill, aber auch die Klimaveränderungen (Trockenheit und Borkenkäfer) machen in den letzten Jahren die Anfälligkeit der Fichte mehr als sichtbar. Diesem Tatbestand versucht man in der heutigen Zeit mit Mischwaldkulturen verschiedenster Baumarten zu begegnen.
Die Waldgenossenschaft Altenhof, früher Jahnschaft Altenhof, wurde 1899 gegründet und 1978 aufgrund neuer Gesetzgebungen in eine Waldgenossenschaft umgewandelt. Die ursprüngliche Absicht, Hauberg und damit Brennholz zu erwirtschaften, veränderte sich nun in einen wirtschaftlichen Forstbetrieb mit Gewinnerzielungsabsicht.
Funktionen des Waldes
Der Wald ist wichtig. Nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Tiere und Pflanzen. Der Wald erfüllt viele Funktionen, von denen wir Menschen in vielerlei Hinsicht profitieren. Entsprechend sollten wir unsere Wälder auch behandeln – pfleglich und nachhaltig. Je mehr wir über den Wald wissen, umso eher werden wir verstehen, dass wir Wald erhalten und nicht vernichten sollten. In Deutschland sind wir in der glücklichen Lage, dass jedes Jahr durch Erstaufforstungen neue Waldflächen entstehen und dass der bestehende Wald durch die Forstwirtschaft nachhaltig genutzt wird. Es wird also nicht mehr Holz entnommen als nachwächst. So sind die vielfältigen Funktionen des Waldes auf Dauer für alle zu erhalten.
Erinnerungen aus meiner Kindheit
Jedes Jahr im Frühjahr hieß es: Wir gehen in den Hauberg.
Zum Kochen und Heizen waren die Menschen in unserer Umgebung auf den jährlichen Holzeinschlag angewiesen. Die Holzmengen reichten bei uns aber nicht aus, um das ganze Haus zu heizen. Lediglich im unmittelbaren Wohnbereich, der Küche, stand ein Küchenherd, der neben der Funktion als Kochstelle die nötige Wärme abgab. Gerade in den strengen Wintermonaten, und die waren deutlich kälter als heute, spielte sich das Leben überwiegend in der Küche ab. Essen, wohnen, Hausaufgaben machen, Wäsche trocknen, spielen, alles passierte in dem einen Raum. Nur zu besonderen Festtagen wie Weihnachten, Ostern oder zum Patronatsfest unserer Kirche wurde der Ofen in der „guten Stube“ angezündet. Aber bis es dort warm war, vergingen sehr viele Stunden. Zudem muss man wissen, dass die Häuser nicht mit den heute üblichen wärmedämmenden Maßnahmen versehen waren. Die Fenster hatten Einfachverglasung und zierten den Raum im Winter mit Eisblumen, die wir Kinder zunächst vom Glas entfernen mussten, wenn wir einen Blick nach außen erhaschen wollten. Gebadet wurde ebenfalls in der Küche in einer großen Zinkwanne. Das Wasser wurde im Topf auf dem Herd erhitzt. Erst später erhielt unser Badezimmer einen Kupferkessel, der dann samstags geheizt wurde. Das hatte längst nicht jeder. Später dann in den sechziger und siebziger Jahren setzten sich anderen Formen der Heiztechnik wie bspw. die Ölheizung durch.
Bis dahin ging es für die ganze Familie im Frühjahr in den Hauberg um Holz zu machen. Vor oder nach der Arbeit auf dem Walzwerk in Eichen fällte der Vater die Baumstämme mit der Axt. Motorsägen wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht. Und es war schonender für den Baum, der dann besser wieder austrieb, damit nach etwa 20 Jahren erneut Holz geschlagen werden konnte. Die dabei entstehenden kleinen Holzstücke ( plattdeutsch Spoen ) mussten wir Kinder aufsammeln. Sie wurden ebenfalls im Ofen verbrannt. Mit dem Knipp ( plattdeutsch Haepe ) wurden die Äste bearbeitet. Aus dem feinen Astwerk wurden Schanzen gefertigt, die vorrangig als Anmachholz dienten. Zusammengebunden wurden die Bündel mit einem in sich gedrehten Birkenzweig, plattdeutsch Wieyd. Für das Osterfeuer stiftete jede Familie solidarisch mindestens ein Bündel. Das war selbstverständlich. Die Langholzstämme wurden mit Menschenkraft aus dem Wald gezogen und zum Abtransport aufgeschichtet, der dann mit einem Viehgespann nach Hause erfolgte. Später dann setzten sich immer mehr Traktoren durch. Die Menschen halfen sich hierbei untereinander, da nicht alle Nebenerwerbslandwirte waren und nur die größeren Bauern Traktoren besaßen. Zuhause angekommen wurde das Langholz dann mit der Handbügelsäge in ofenlange Stücke geschnitten, mit der Axt gespalten und draußen oder im Haus gelagert. Das alles war schon eine zeitaufwendige vor allem aber mühselige Arbeit. Durch die fortschreitende Technisierung auch in diesem Bereich mit Motor- und Kreissägen, Traktoren, Holzspalter usw. sind die Arbeiten deutlich erleichtert. Brennholz im Hauberg wird heute vielfach als Kaminholz geerntet. Die zunehmenden Klimaveränderungen führen immer mehr zu einem Umdenken vom Heizen mit fossilen Energieträgern hin zur Nutzung regenerativer Energien.