Bewegt man sich auf den typischen Wegen rund um Altenhof und richtet den Blick auf die Wiesen und Ackerlandschaft, so hat man den Wandel, den diese Kulturlandschaft in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat, meist nicht vor Augen und doch steckt eine enorme Änderung insbesondere in der Art der Bewirtschaftung darin.
Wirft man einen Blick von ca. 50 Jahren und mehr zurück, so war hier in Altenhof das Leben der Menschen vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Die zunehmende Industrialisierung führte dazu, dass diese Änderung den Einfluss der Landwirtschaft stetig zurückdrängte. Viele im Dorf hatten typischerweise ein paar Kühe, Hühner und ggf. Schweine im Stall. Vor den 70èr Jahren hatten manche schon in Traktoren investiert, die natürlich nicht mit den heutigen Maschinen vergleichbar sind; aber eben nicht alle Bewohner waren so maschinisiert. Die Zeit war geprägt von vielen Zäunen auf den Wiesen, in denen meist Kühe oder Rinder grasten.
Neben der Mechanisierung der Landwirtschaft ist aber auch der Hinweis auf die Änderung der Grasbehandlung von grundlegender Bedeutung. Gemeint ist der Wechsel von Heu auf Silage (in Ballen oder als Fahrsilo).
In den früheren Jahren wurde also mit dem ersten Schnitt im Hochsommer Heu und mit dem zweiten Schnitt im Spätsommer Grummet gemacht. Dadurch, dass das Gras auf den Wiesen im Vergleich zur heutigen Arbeitsweise erst spät gemäht wurde, gab es viel mehr blühende Blumen auf den Wiesen, wodurch es natürlich viel mehr Interaktion mit den Insekten gab.
Besonders dieser erste von zwei Schnitten im Jahr bedeutete aber für die Menschen, dass dieser Schnitt durch das lange Gras schwer und für die meisten in Handarbeit zu erledigen war! Es gab keine Maschinen, die die langen Wiesenblumenstengel klein häckselten, um die Verarbeitung zu erleichtern. Sehr früh morgens ab 4 Uhr, wenn der Tau in Tallagen auf dem Gras lag, wurde mit der Sense der Schnitt gestartet. Da in dieser Zeit die Landwirtschaft häufig im Nebenerwerb betrieben wurde, geschah dies, bevor die Frühschicht in einem Industriebtrieb begann. Es konnte schon beeindruckend sein, jemandem beim Mähen, der im Umgang mit einer Sense geübt war, zuzuschauen. Voraussetzung dafür war, dass die Sense gut gedengelt war. Das heißt, die Schneide des Sensenblattes wird mit kurzen, gezielten Hammerschlägen nach vorne hin ausgedünnt und erhält so die optimale Schärfe. Anschließend wird diese dann noch mit einem feinkörnigen Schleifstein von Hand geschärft. Anstrengend war es trotzdem. Andere Bewohner hatten schon einen Traktor mit Balkenmähwerk oder einen selbstfahrenden Balkenmäher.
Das gemähte Gras mußte getrocknet werden, um es lagern können. Der Trockensubstanzgehalt von über 80 % wurde durch Anwendung der Bodentrocknung oder der Gerüsttrocknung erreicht. Insbesondere das erste Wenden des noch feuchten Grases „von der Erde weg“ war für alle, die es machen mußten (Frauen, Kinder) anstrengend. Je nach Wetterlage mußte es bis zu dreimal am Tag gewendet werden. Am Tag vor der Einfuhr wurde es meistens durch vorheriges Schlauen und Kegel machen, durch Aufhängen auf Heuböcke oder Aufhängen auf Drähten von der Erde weg getrocknet und das alles in Handarbeit.
Nach der Prozedur des Trocknens mußte das Heu auf „Schlauen“ geharkt und anschließend mit der Heugabel auf den Wagen aufgeladen werden. Die Kinder waren zum „Trampeln“ (Verdichten) auf dem Wagen eingesetzt und durften, wenn es die Umstände zuließen, auf dem Wagen mit nach Hause fahren. Nachdem das Heu aufgeladen war, wurde der Heubaum oben quer auf dem Heuwagen aufgelegt und mit einem Seil fixiert.
Für Nebenerwerber ohne Traktor und den dazugehörigen Maschinen war es nicht selten ein Wettlauf gegen die Zeit. Wenn Regen drohte hatte, man eine große, schwere Plane um den Heuwagen damit abzudecken. Waren keine Pferde verfügbar, mußten Kühe mit einem Joch vor dem Kopf den Wagen nach Hause ziehen! Benötigten die Kühe auf dem Weg nach Hause eine Rast, so versuchte man durch Anschieben des Wagens oder bei einem Holzwagen durch einen Griff in die Holzspeichen den Start zu erleichtern, insbesondere dann, wenn man unglücklicherweise an einer Bergstrecke halten mußte.
Wenn der Wagen voller Heu erfolgreich zu Hause ankam, wurde das Heu erst nach einer Pause oder manchmal auch einen Tag später mit der Heuzange mit der Hand oder einem Motor betrieben auf den Balken verbracht.
Nachdem der Sommerschnitt erledigt war, wurde ein zweiter Schnitt mit deutlich weniger Masse an Gras (Grummet) im Spätsommer fällig. Die Vorgehensweise war ähnlich.
Quellenangaben: https://woll-magazin.de/heuernte-wie-frueher, Text Andrea Gödde-Kutrieb